Vorsicht: Giftiger Stachel!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manche Leute die Rochen gerne berühren
würden. Nicht zuletzt wegen ihrer samtig wirkenden Oberfläche. Aber
Vorsicht: Sie besitzen einen oder mehrere giftige Stacheln! Nicht direkt der
Stachel ist giftig, aber das Gewebe darum herum. Sie werden ihn aber nur
einsetzen, wenn sie sich bedroht fühlen oder wenn sie erschrecken. Ein
solcher Stich soll sehr schmerzhaft sein. Der Stachel kann sehr tief eindringen
und wegen der vielen kleinen Widerhacken stecken bleiben. Es besteht ein hohes
Risiko von Infektionen, da mit dem Stachel Mengen von Bakterien in die Wunde
gelangen können. Eine fachmännische Behandlung ist unbedingt von
Nöten.
Die Giftstachel der marinen Stechrochen sind schon seit der Antike bekannt. Die
alten Griechen bemerkten, dass das Gift der Rochen auch nach ihrem Tod noch wirksam
sei und hielten es für so gefährlich, dass sie behaupteten, Bäume
und Pflanzen würden absterben, wenn man mit dem Stachel ihre Rinde anritze.
In den Ursprungsländern kommt es alljährlich zu vielen Unfällen.
Bei Kindern verlaufen sie manchmal sogar tödlich (dies ist wohl auf die
mangelhafte medizinische Behandlung zurückzuführen). Die Stechrochen
werden deshalb von der Bevölkerung sogar mehr gefürchtet als die Piranhas.
Weitere Infos zum Gift der Süsswasserstechrochen:
http://www.gifte.de/Gifttiere/stechrochen.htm.
Direkt vor der Schwanzflosse sitzt der Stachel.
Ungefähr alle halbe Jahre wird über oder unter dem alten Stachel ein
neuer nachwachsen. Auf dem Bild oben sieht man bereits die Spitze eines
nachfolgenden Stachels unter dem bestehenden. Der alte wird abgeworfen, sobald
der neue eine gewisse Grösse erreicht hat. Wenn sich das Gewebe zersetzt hat,
sind all die kleinen Widerhacken entlang den Seitenrändern deutlich zu erkennen.
Im Bild unten sind sie jedoch schon ein wenig abgeschliffen, da der Stachel eine
Weile im Sand verblieb, bevor ich ihn finden konnte. Solange noch Gewebe vorhanden ist,
bitte die nötige Vorsicht walten lassen.
Der längste abgeworfene Stachel meines Leopoldi-Männchens (eindrückliche 82 mm lang):
Mittlerweile hat dieses Männchen insgesamt elf Stacheln verloren. Der erste
wies noch eine Länge von 28 mm auf, die längeren sind im Bereich von
bis zu 82 mm. Das Weibchen hat inzwischen mit einem 97 mm langen Exemplar nachgelegt.
Am 09.02.09 merkte ich am Verhalten des Perlen-Weibchens, dass irgend etwas nicht
in Ordnung war. Auf das Futter reagierte sie auch nicht. Oberflächlich war
nichts aussergewöhnliches zu erkennen. Als sie sp�ter an der Frontscheibe
klebte und ich genauer hinsah, ein kleiner Schock: Da steckte doch glatt ein
Stachel seitlich neben dem Maul. Autsch ...!
Schnell ein Foto f�r die Nachwelt aufgenommen, Tücher mit Aquariumwasser
getränkt, das arme Tier heraus gefangen, auf eines der Tücher gelegt,
auf den Rücken gedreht, den hinteren Teil mit einen Tuch zugedeckt und mit
einer Flachzange den Stachel herausgezogen. Das Herausziehen ging wider erwarten
ganz leicht, es fühlte sich recht weich an und nur ganz wenig Blut war zu
sehen. Umgehend wieder zurück ins Becken mit ihr. Hier der Übeltäter:
Dieser Stachel war über 5 cm lang und steckte ca. 3 cm tief im Gewebe. Es
war ihr eigener gewesen, der kurze Zeit zuvor abgefallen sein musste. Scheinbar
hat sie sich beim Wühlen im Sand daran gestochen.
Den Rest des Abends hat sie sich im Sand vergraben. Am nächsten Morgen ist sie
allerdings schon wieder aktiv durchs Aquarium gestreifft und am folgenden Abend hat
sie wieder ganz gierig gefressen, wie wenn nichts geschehen wäre.
Manchmal schon erstaunlich, wie zäh diese Tiere sind.
Das Gift selbst kann den Rochen nichts anhaben, doch ist Vorsicht vor Infektionen
angebracht. Deshalb ist in solchen Fällen unbedingt auf gute Wasserqualität
zu achten. Schlimm kann es werden, wenn durch die grosse Eindringtiefe des Stachels
innere Organe verletzt werden. Deshalb der Ratschlag: Abgeworfene Stacheln
möglichst schnell aus den Becken zu entfernen (obschon ich in diesem Fall auch
zu spät kam)!