Ernährung
Nun zur Frage: Was fressen sie denn?
In der Wildbahn ernähren sie sich vermutlich zu einem Grossteil aus
Insektenlarven. Es wurde auch beobachtet, dass Süsswasserrochen oberhalb des
Wasserspiegels Insekten erbeuten. Das machen sie, indem sie am Ufer aus dem Wasser
herausschnellen und dann auf ihrem glatten Bauch wieder zurück ins Wasser
gleiten. Rochenhalter kennen ähnliches Verhalten zum Teil aus eigener
Erfahrung, wenn die Rochen über die Wasseroberfläche herauskommen,
das Geplätscher etwas laut und es rund um das Becken etwas nass wird.
Mückenlarven ist auch ein beliebtes Futter, an das nicht eingewöhnte und
junge Rochen am ehesten gehen. Sp�ter verfüttere ich ihnen abwechslungsweise
rote Mückenlarven mit Vitaminen, Krill, Sandgarnelen, Muschelfleisch und Sticks
(eine spezielle Zusammensetzung f�r Rochen). Zwischendurch bekommen sie auch einmal
ein Stück Gurke, an dem sie herumraspeln können. Nach mehrmaligen
Versuchen meinerseits, sie an diese zu gewöhnen, haben sie sich auch daran zu
schaffen gemacht. Es ist durchaus auch möglich, hin und wieder das Futter
für einen Tag auszusetzen.
Stinte haben sie auch eine Weile lang bekommen, doch eines Tages hatten sie diese
nur noch links liegen lassen. Da sich nach der Fütterung mit solchen immer
wieder eine schmierige Schicht auf der Wasseroberfläche gebildet hat, war ich
gar nicht so unglücklich darüber.
Die Jungtiere bekommen anfangs rote Mückenlarven mit Vitaminen, nach einigen
Wochen dann auch Mysis. Im weiteren Verlauf können sie auch an die anderen
Futtersorten gewöhnt werden. Grössere Stücke werden nach Bedarf
zerschnitten oder gehackt.
Nachdem immer wieder Diskussionen �ber Mengen und Zusammensetzung des Futters
aufflammen und weit herum bekannt ist, dass Tiere in Gefangenschaft an Verfettung
leiden (dies stellen auch Tierärzte fest, welche Zootiere untersuchen: zu viel
Nahrung, zu wenig Bewegung), nahm ich mir vor, eine Aufstellung über Eiweiss-
und Fettgehalt der verschiedenen Futtersorten zu erstellen. Die Angaben habe ich aus
dem Internet. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass die Zahlen auf die Kommastellen
genau stimmen (diese können auch variieren, je nachdem woher das Futter stammt
und wie es aufbereitet wurde), aber sie geben zumindest einen Eindruck, wie die
verschiedenen Sorten im Verhältnis zu einander stehen.
Nährstoffe der Futtersorten
Futtersorte
|
Eiweissgehalt
je 100 g
|
Fettgehalt
je 100 g
|
Wasser
je 100 g
|
Verhältnis
Eiweiss/Fett
|
Garnelen
Mysis
Artemia
Krill
Muscheln
Regenwürmer
Mückenlarven weiss
Mückenlarven rot
Mückenlarven schwarz
Stinte
|
18,6 g
13,0 g
63,0 g
16,0 g
14,5 g
12,0 g
4,0 g
6,5 g
10,0 g
15,6 g
|
1,4 g
1,0 g
7,0 g
2,2 g
2,2 g
2,5 g
0,9 g
2,0 g
4,0 g
7,0 g
|
78 g
80 g
21 g
79 g
71 g
79 g
89 g
87 g
82 g
72 g
|
13,3
13,0
9,0
7,3
6,6
4,8
4,4
3,3
2,5
2,2
|
Als ich mir diese Zahlen zu Gemüte führte, war ich gleich doppelt froh,
dass ich die Stinte nicht mehr in der Futterauswahl hatte. Ich habe schon von
Rochenhaltern gelesen, welche bis zu 60 % Stinte verfüttern. Diese waren sich
der Tatsache des hohen Fettanteils wohl kaum bewusst. Ähnliches gilt auch für
Fischfilets. Klar kommt es darauf an, um welche Sorte Fisch es sich handelt. Aber ich
nehme nicht an, dass jemand seinen Rochen zum Beispiel Kabeljau verfüttert, der
allerdings sehr fettarm wäre. Bei mir kommt seit daher Futter mit einem
Eiweiss/Fett-Quotient kleiner als 3 nicht mehr auf den Tisch bzw. ins Aquarium.
Ich habe versucht, die Verhältnisse von Scheibengrösse und Körpergewicht
unserer Rochen, sowie den ungefähren Nahrungsmengen pro Tag grafisch darzustellen.
Dies soll jedoch keine feste Vorgabe sein, sondern nur Anhaltspunkte liefern. Die
Entwicklung der Tiere ist trotzdem genau zu beobachten. Sollten die Beckenknochen eines
Zöglings deutlich hervorstehen, hat das Tier zu wenig Nahrung oder es legt den
Verdacht auf Darmparasiten nahe. Sind an der gleichen Stelle jedoch deutliche Höcker
auszumachen und trägt das Tier nicht, wäre dringend eine Reduktion der
Futtermenge angesagt. Der vermeintliche Hunger der Rochen kann nicht als Massstab
für die Futtermengen herangezogen werden, da sie in der Natur nicht mit
übermässigem Angebot verwöhnt werden und dann auf Vorrat fressen, wenn
Gelegenheit dazu besteht. Weiter ist die Wassertemperatur zu beachten. Die angegebenen
Futtermengen gelten bei etwa 27�C bis 28�C. Bei h�heren Temperaturen ist der Stoffwechsel
der Tiere und damit auch der Nahrungsbedarf grösser, bei niedrigeren Temperaturen
schlägt es ins Gegenteil um.
In der Phase schnelleren Wachstums (bis etwa 30 cm Scheibendurchmesser) ist
verständlicherweise eine grössere Nahrungsmenge im Verhältnis zum
Körpergewicht erwünscht. Danach nimmmt die Geschwindigkeit des Wachstums
und somit auch die durchschnittliche Menge der aufzunehmenden Nahrung langsam ab.
Die schwarze und die ausgezogene blaue Kurve beginnen sich zu überdecken.
Da Insektenlarven pro Gewicht nicht so viel hergeben wie z.B. Fisch, Garnelen oder
Muscheln, resultieren daraus unterschiedlich grosse Tagesrationen (ausgezogene bzw.
gestrichelte blaue Kurven).