Paarungsverhalten
Das Männchen war zweieinhalb Jahre alt, das Weibchen hatte gerade erst das
zweite Lebensjahr vollendet. Seit wenigen Wochen war zu beobachten, wie das
Männchen manchmal dem Weibchen hinterher schwamm. Wenn man genauer hinsah,
waren am hinteren Flossenrand des Weibchens erste helle Flecken und sogar kleine
Dellen zu erkennen. Dies waren kleinere Verletzungen, die ihm das Männchen
während dem einsetzenden Paarungsverhalten zugefügt hat. Dabei wird es
vom Männchen verfolgt, welches versucht, sich an seiner Partnerin
festzubeissen. Die Weibchen können während dieser Zeit durchaus etwas
mitgenommen aussehen, doch die Verletzungen verheilen unter normalen Umständen
wieder.
Mit zwei Jahren war das Weibchen doch noch etwas gar jung. Ein gutes Jahr
später, am 07.07.06 hat es nun eingeschlagen. An diesem Tag sah ich, wie
sie zusammen durch das Becken schwammen, er biss sich an ihrem Flossenrand fest.
Diesmal kam es mir vor, als wäre das Ganze etwas heftiger als auch schon.
Aber weiter dachte ich mir nichts dabei und ging meinen täglichen
Geschäften nach. Kurze Zeit später war es geschehen. Ich sah diese
weissen schleimigen Fetzen an seinem Hintern und aus ihrer Geschlechtsöffnung
heraus hängen. Den eigentlichen Akt hatte ich soeben verpasst. Doch die Freude
über den nun hoffentlich einsetzenden Nachwuchs �berwog.
Zeitpunkt der Kopulation: War das Zufall, haben Rochen so etwas wie eine innere
Uhr oder war es ganz einfach der leichte Temperaturanstieg des Wassers bedingt
durch den Sommer? In ihrer Heimat durchlaufen sie einen jährlichen
Fortpflanzungszyklus mit Kopulation und Ovulation bei sinkendem Wasserstand nach
der Regenzeit (August/September), Schwangerschaft (September bis November) und
Geburt der Jungtiere (November/Dezember). Während dieser Zeit ist das
Nahrungsangebot gross, da der Nachwuchs von anderen Tieren im Überfluss
vorhanden ist. Bei längerer Trockenzeit können Rochenweibchen auch
zweimal nacheinander schwanger werden, doch reduziert sich die Grösse der
Jungtiere bei der zweiten Schwangerschaft.
Wiederum ein Jahr später, in der Nacht zum 21.07.07 kam es zu einer weiteren
Paarung. Während des folgenden Tages konnte ich immer wieder beobachten, wie
sie diese weissen Spermafetzen ausstiess. Das Datum f�r mich ein weiterer Hinweis
daf�r, dass hier ein saisonaler Zusammenhang existieren könnte.
Am rechten und am hinteren Flossenrand sind die leichten Verletzungen gut sichtbar.
Auch die Schwanzflosse sieht etwas �angefressen� aus. Ich kann es zwar nicht mit
Bestimmtheit sagen, doch wird auch das eine Folge des männlichen Werbens um das
Weibchen sein.
Das Männchen ist inzwischen zum Mann geworden, seine Klasper haben sich gut
entwickelt.
Hier noch etwas besser zu sehen.
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Am 12.03.08 hatte ich das Glück bei einer Paarung anwesend zu sein. Nach einem
Wasserwechsel begann das Ritual. Das Männchen biss sich am hinteren Flossenrand
des Weibchens fest und die beiden begannen, im Duett schwimmend Runden zu drehen.
Leider hatte ich kurzfristig keine Digitalkamera zur Hand und musste mich mit dem
Mobiltelefon begnügen. Daher lässt die Schärfe der Bilder etwas zu
wünschen übrig.
Einige Minuten dauerte das Vorspiel.
Dann versucht das Männchen an die Unterseite des Weibchens zu gelangen.
Hat er dies geschafft, geht es (Bauchseite an Bauchseite) heftig zur Sache.
Danach hängt er noch einige Sekunden in ihr, bevor er sich wieder von ihr lösen kann.
Aus der beschriebenen Verpaarung resultierte ein Wurf mit 3 gesunden Jungtieren. Nach
weiterem Nachwuchs im Fr�hjahr 2009 fand ich erst am 15.02.10 wieder Spuren einer
Verpaarung im Becken vor. Schleimige weisse Schlieren schwebten im Wasser. Überhaupt
war das gesamte Wasser milchig getrübt. Doch wartete ich diesmal vergebens auf
neuen Nachwuchs. In der Zeit um den erwarteten Geburtstermin herum (am 10.06.10) aber
wiederum das gleiche Schauspiel mit den weissen Schleimfetzen und dem getrübten
Wasser im Aquarium. Ob es diesmal wieder klappen wird?
Was in den folgenden Tagen geschah, hat mich voll auf dem falschen Fuss erwischt. Die
mehrfache Mutter zeigte immer schlimmere Bissspuren am linken und am rechten Flossenrand.
Die erste Schlussfolgerung war natürlich, dass die Bisse vom Männchen stammen
mussten, wie so üblich vor und nach einer Verpaarung. Doch diesmal blieben die
Bisswunden nicht wie sonst eher oberflächlich. Nein, sie wurden immer tiefer,
bis dann ganze Teile an den Flossenrändern fehlten. Wieso plötzlich so grob?
Mein Männchen war doch sonst recht �human� im Umgang mit seiner Verehrten. Und
beim jüngeren Weibchen waren auch nur die üblichen harmlosen Spuren zu erkennen.
Es war höchste Zeit das Männchen zu separieren. Ich hatte von Fällen
gehört und gelesen, bei denen das Weibchen schlussendlich eingegangen ist. Was mich
aber optimistisch stimmte war, dass mein Weibchen trotz alledem immer gut gefressen hat.
Das änderte sich aber nach der Trennung der Beiden. Könnte auch sein, dass das
die Folge der Trennung war. Von solchen Fällen hatte ich auch schon gelesen. Nun
stellte ich aber fest, das die Bisswunden noch grösser wurden! Wie denn das ...?
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es musste das jüngere Weibchen sein,
das noch mit dem grösseren im selben Bereich schwamm. Dieses war inzwischen gute
3 Jahre alt und dürfte inzwischen auch geschlechtsreif geworden sein. Dieses kleine
�Biest� hat ihrer Konkurrentin so arg zugesetzt! Sofort habe ich dann anstelle des
Männchens die �Kleine� separiert. Nun bleibt zu hoffen, das sich das ältere
Weibchen in der Folge gut regenerieren kann ...